Six Sigma – das Streben nach perfekter Qualität
Antonina Olszewska
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18.12.2024
Six Sigma ist eine Qualitätsmanagementmethode, die darauf abzielt, Fehler in Prozessen zu minimieren. Der Name leitet sich vom statistischen Symbol "σ" ab, das die Standardabweichung darstellt, also ein Maß für die Abweichung vom erwarteten Ergebnis oder Durchschnitt. In Six Sigma bezeichnet "σ" das Prozessbewertungsniveau oder den Grad der Fehlerreduzierung. Dieses Niveau wird anhand von DPMO (Defects Per Million Opportunities, deutsch: Fehler pro Million Möglichkeiten) berechnet. Eine Organisation, die eine Six-Sigma-Bewertung erreicht, weist nur 3-4 Fehler pro Million auf. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Unternehmen die Erwartungen von 99,9996 % seiner Kunden erfüllt, was es äußerst zuverlässig macht.
Die Six-Sigma-Methode im Qualitätsmanagement wurde erstmals Mitte der 1980er-Jahre von Motorola implementiert. Für diesen Erfolg erhielt das Unternehmen 1988 den American Quality Award. Die Grundlage von Motorolas Ansatz war die Überzeugung, dass „Qualität nicht teuer sein muss“. Im Laufe der Zeit führte die Einführung von Six Sigma zu einer signifikanten Verbesserung der Leistung und der Gewinne von Motorola, was letztendlich auch den Kunden zugutekam.
Six Sigma im Qualitätsmanagement
Die Beseitigung von Fehlern und Mängeln in Prozessen ist eine kostspielige Herausforderung, insbesondere für Produktionsunternehmen. Doch das Streben nach perfekter Qualität steigert nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern bringt auch messbare finanzielle Vorteile. Dies erfordert eine kontinuierliche Überwachung der Prozesse, das Sammeln von Daten und deren Nutzung zur Verbesserung der organisatorischen Abläufe. Auf diese Weise können Fehler identifiziert und beseitigt werden, noch bevor sie auftreten.
Dieser Ansatz bildet den Kern des Qualitätsmanagements nach Six Sigma. Die Methode kann entweder zur Verbesserung bestehender Prozesse oder zur Entwicklung völlig neuer Prozesse angewendet werden. Ein zentrales Werkzeug in diesem Prozess ist der DMAIC-Zyklus, der aus fünf Phasen besteht: Define, Measure, Analyze, Improve, Control.
Nicht nur für die Produktion
Obwohl Six Sigma häufig mit dem Produktionssektor in Verbindung gebracht wird, sind seine Prinzipien so vielseitig, dass sie in jeder Branche angewendet werden können, die Produkte oder Dienstleistungen anbietet. Fehler und Probleme treten in allen Bereichen auf, und diese Methode bietet einen systematischen Ansatz zur effektiven Lösung und Behebung solcher Herausforderungen.
DMAIC – Fünf Schritte zur Exzellenz
1. Define – Problemdefinition
In der ersten Phase der Six-Sigma-Verbesserung wird ein umfassendes Bild des Prozesses erstellt, der verbessert werden soll. Dazu gehört das Verständnis der Kundenbedürfnisse, die Identifizierung von Problemen und die Festlegung zentraler Ziele. Wesentliche Schritte umfassen auch die Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten der Prozessbeteiligten, die Zuweisung von Ressourcen zur Zielerreichung und die Festlegung eines Zeitplans zur Lösung der Probleme.
2. Measure – Messung
Als datengesteuerte Methode stützt sich Six Sigma auf harte Fakten. Für die Verbesserung eines Prozesses ist eine Ausgangsbasis erforderlich, die den aktuellen Zustand wie die Prozessleistung oder Produktqualität erfasst. Die Arbeit mit genauen Daten statt Annahmen ermöglicht es, die Wirksamkeit der eingeführten Ideen und Lösungen zu bewerten.
3. Analyze – Analyse
Die in der vorherigen Phase gesammelten Daten müssen analysiert werden, um die tatsächlichen Ursachen von Problemen zu identifizieren. Oft weichen die tatsächlichen Ursachen von den ursprünglich identifizierten ab, was eine Aktualisierung der Pläne erforderlich macht. Eine präzise Identifizierung der Ursachen stellt sicher, dass die Korrekturmaßnahmen effektiv sind und das Unternehmen den richtigen Weg zur Verbesserung einschlägt.
4. Improve – Verbesserung
Diese Phase konzentriert sich auf die Implementierung und Bewertung neuer Maßnahmen und Lösungen. Die Eignung der Lösungen wird häufig durch eine Versuch-und-Irrtum-Methode getestet. Es hat sich bewährt, eine Maßnahme nach der anderen einzuführen, um deren Auswirkungen genau zu bewerten und sicherzustellen, dass sie die gewünschten Ergebnisse liefert.
5. Control – Kontrolle der Ergebnisse
In der letzten Phase wird die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen überprüft, indem neue Daten gesammelt und mit den Ausgangsdaten verglichen werden. Dies hilft, Trends in den Veränderungen zu bewerten. Kontrolle ist keine einmalige Aktivität, sondern ein langfristiger Plan für Audits und Überwachung, um den nachhaltigen Erfolg der Verbesserungen sicherzustellen.
Werkzeuge, die in Six Sigma verwendet werden
In jeder Phase des DMAIC-Zyklus werden verschiedene Werkzeuge zur Unterstützung des Prozesses eingesetzt. Nachfolgend einige Beispiele, die häufig in der Produktion verwendet werden:
- Define: FMEA (Failure Mode and Effects Analysis) zur Risikoanalyse, Prozessflussdiagramme zur Prozessdefinition, Wertstrommapping (VSM).
- Measure: Pareto-Diagramme zur Datenvisualisierung, Kontrollblätter zur Prozessüberwachung und Qualitätskennzahlen, Statistische Prozesskontrolle (SPC).
- Analyze: Ishikawa-Diagramme (Fischgrätendiagramme) zur Ursachen-Wirkungs-Analyse, 5 Why zur Identifizierung von Hauptursachen, Regressionsanalyse zur Untersuchung von Abhängigkeitsbeziehungen.
- Improve: Kaizen für schrittweise Verbesserungen, One Piece Flow für einen optimierten Produktionsfluss, 5S zur Schaffung und Aufrechterhaltung eines organisierten Arbeitsplatzes.
- Control: Kontrollpläne zur Prozessüberwachung, CHECK-Prozess zur Überprüfung der Prozessgenauigkeit, Standardisierte Arbeitsdokumentation.
Six Sigma und Lean
Lean und Six Sigma sind zwei unterschiedliche Methoden zur Prozessverbesserung. Lean Management konzentriert sich auf „schlanke“ Prozesse, indem es den Kundenwert erhöht und Verschwendung eliminiert. Es verfolgt einen Bottom-up-Ansatz und bezieht Mitarbeiter auf allen Ebenen der Organisation ein. Six Sigma hingegen zielt darauf ab, Fehler durch statistische Analysen zu reduzieren, und folgt einer Top-down-Strategie, die von Projektleitern gesteuert wird.
Obwohl sich diese Methoden im Ansatz und Ursprung unterscheiden (Lean entstand in den Toyota-Werken in Japan, während Six Sigma von Motorola in den USA entwickelt wurde), können sie sich gegenseitig ergänzen. Ihre Kombination ermöglicht eine gleichzeitige Prozessverbesserung und Fehlerminimierung, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gesteigert wird. Die Wahl des Ansatzes hängt jedoch von den spezifischen Bedürfnissen und strategischen Zielen eines Unternehmens ab.
Six Sigma ist eine bewährte Methode, die nicht nur die Qualität verbessert, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Ihre Fähigkeit, Fehler systematisch zu eliminieren, macht sie zu einem universellen und äußerst wertvollen Werkzeug, das in verschiedenen Branchen von der Produktion bis zu Dienstleistungen angewendet werden kann.